Esstischbank als Wärmespeicher: Möbel mit PCM-Kassetten glätten Heizspitzen und steigern Behaglichkeit

Oktober 14, 2025 admin Comments Off

Esstischbank als Wärmespeicher: Möbel mit PCM-Kassetten glätten Heizspitzen und steigern Behaglichkeit

Energiepreise schwanken, Wärmepumpen arbeiten am effizientesten bei gleichmäßiger Last – und viele Haushalte haben PV-Überschüsse mittags. Warum also die Wärme nicht dort zwischenspeichern, wo wir ohnehin sitzen? Diese Anleitung zeigt eine selten behandelte Lösung: Esstischbänke mit integrierten PCM-Kassetten (Phase-Change-Material), die tagsüber Wärme aufnehmen und abends langsam abgeben. Ergebnis: ruhigere Heizkurven, spürbar mehr Behaglichkeit im Essbereich und weniger Heizspitzen.

Was ist eine PCM-Sitzbank?

PCM (Phase-Change-Material) speichert viel Energie beim Phasenwechsel – konkret beim Schmelzen und Erstarren nahe Raumtemperatur. Eine Sitzbank mit PCM-Kassetten wird so zum unsichtbaren, passiven Pufferspeicher für den Wohn- und Essbereich.

  • Funktionsprinzip: Bei ca. 22–24 °C schmilzt das PCM und nimmt Wärme auf (Latentwärme). Fällt die Temperatur, erstarrt es und gibt die Energie wieder ab.
  • Leistungspotenzial: 20 kg PCM mit 180 kJ kg-1 speichern rund 1,0 kWh – genug, um den Essbereich über mehrere Stunden thermisch zu glätten.
  • Zielzone: Sitzbank entlang der Außenwand oder nahe Fenstern reduziert Kaltstrahlung und Zuggefühl lokal.

Thermische Auslegung und Wirkung

Schmelzpunkt wählen

  • 22–23 °C: ideal für Wohn-/Esszimmer. Puffert Wärmespitzen am Tag, gibt abends Wärme ab.
  • 24–26 °C: sinnvoll, wenn mittags PV-Überschuss gezielt zum Vorwärmen genutzt wird.

Kapazität berechnen

  • Faustregel: 0,04–0,07 kWh PCM-Kapazität pro m² zu konditionierender Fläche für deutliche Glättung.
  • Beispiel Essbereich 18 m²: 0,8–1,3 kWh PCM → 16–26 kg (bei 180 kJ kg-1).
  • Wärmefluss: Luftschlitze vorn/hinten (Querschnitt je ≥ 60 cm² je Meter Bank) sichern Konvektion.

Aufstellung und Kopplung

  • Nahe Wärmequelle: Südfenster, Heizkörper-Nische oder in Sichtweite eines Luftauslasses bei Wärmepumpe.
  • Abstand zur Wand: 15–25 mm für Hinterlüftung; Fußsockel mit Staubfiltervlies vermeidet Verschmutzung.

Aufbau der PCM-Bank

  • Deckplatte: 22 mm Eiche Multiplex, geölt, abnehmbar (Serviceklappen).
  • Innenmodul: 6–10 austauschbare PCM-Kassetten (je 2–3 kg), Alu-verbund, Schmelzpunkt 23 °C.
  • Wärmeleitbrücken: Alu-U-Profile 1,5 mm zur Verteilung; Kontaktpads aus Graphitfolie (0,2 mm).
  • Luftführung: Frontschlitze 8×80 mm im 100-mm-Raster; Rückseitige Austrittsöffnung oben 15 mm.
  • Dämmung unten: 10 mm Aerogel- oder Holzfaserplatte, damit Wärme nach oben in den Raum fließt.
  • Schutz: Tropfwanneneinsatz (Edelstahl 0,5 mm) gegen Leckage; Schnellverschlüsse für Kassettenwechsel.

Vorteile im Überblick

Vorteil Beschreibung Praxisnutzen
Glättung Speichert Tageswärme, gibt sie abends ab Weniger Heizspitzen, gleichmäßige Temperatur
Komfort Reduziert Kaltstrahlung in Fensternähe Behaglicheres Sitzen, gefühlt wärmer bei gleicher Lufttemp.
Effizienz Nutze PV-Mittagswärme Abendliche Lastspitzen kleiner, WP-COP stabiler
Unsichtbar Technik im Möbel integriert Kein zusätzlicher Platzbedarf
Modular Kassetten austausch-/skalierbar Anpassbar an Raum und Jahreszeit

Fallstudie: Altbau-Esszimmer 18 m², Berlin

  • Konfiguration: Bank 180×45×48 cm, 8 PCM-Kassetten à 2,5 kg (20 kg gesamt), Schmelzpunkt 23 °C.
  • Heizsystem: Luft-Wasser-Wärmepumpe, Heizkurve 0,3; PV 6 kWp.
  • Messzeitraum: 8 Wochen (Jan–Feb), Außentemp. Ø 2,1 °C.
  • Ergebnisse:
    • Heiztaktungen im Abendpeak: −24 %
    • Zusätzliche Laufzeit mittags (PV): +36 min, Abend-Laufzeit: −28 min
    • Thermischer Komfort: operative Temperatur am Sitzplatz +0,6 K
    • Stromverbrauch Heizung: −5,1 % (hauptsächlich durch Peak-Glättung)

Smart-Home-Integration

PV-Überschuss laden

  • Mittags Thermostat um +0,5–0,8 K anheben, bis PCM geschmolzen; ab 17:00 Uhr wieder Normalwert.
  • Automatisieren via Home Assistant: Bedingung PV-Leistung > 1,5 kW und SOC Batteriespeicher > 60 %.

Sensorik

  • Temperaturfühler in der Bank (oben/unten) überwacht Ladezustand; Unterschied > 1,2 K signalisiert Entladung.
  • Fensterkontakt reduziert Ladefreigabe bei gekipptem Fenster.

DIY: Bauanleitung in 9 Schritten

Materialliste

  1. Holzplatten Eiche Multiplex 22 mm (Deckel, Front, Seiten)
  2. 8–10 PCM-Kassetten 2–3 kg, 23 °C, Alu-laminiert, lebensraumgeeignet
  3. Alu-U-Profile 20×20×1,5 mm, Graphit-Wärmeleitfolie 0,2 mm
  4. Holzfaser- oder Aerogel-Dämmplatten 10 mm
  5. Edelstahl-Tropfwanneneinsatz maßgefertigt
  6. Magnet-/Schnellverschlüsse für Serviceklappe
  7. Filtervlies G2 für Sockellufteinlass
  8. Holzöl VOC-arm, Filzgleiter

Schritt-für-Schritt

  1. Korpus zuschneiden, Luftschlitze in Front fräsen (8×80 mm, alle 10 cm).
  2. Boden mit Dämmplatten belegen, Tropfwanneneinsatz einlegen.
  3. Alu-U-Profile als Auflager montieren; Graphitfolie auf die Profile legen.
  4. PCM-Kassetten einlegen, mit Abstand 5–10 mm zueinander für Luftzirkulation.
  5. Rückseitige Austrittsöffnung oben über volle Länge 15 mm vorsehen.
  6. Serviceklappe (Deckel) mit Schnellverschlüssen montieren.
  7. Oberflächen schleifen und mit VOC-armem Öl behandeln.
  8. Bank 20 mm von der Wand aufstellen; Sockel mit Filtervlies hinterlüften.
  9. Temperaturfühler optional integrieren und ins Smart Home einbinden.

Bauzeit: ca. 4–6 h • Materialkosten: 350–650 € (je nach Holz/PCM).

Sicherheit, Gesundheit, Nachhaltigkeit

  • Brandschutz: Nur zertifizierte PCM-Kassetten mit Prüfung nach EN 13501-1 (mind. Klasse B-s2,d0) einsetzen; keine losen Paraffinblöcke.
  • Leckageschutz: Edelstahlwanne und Sichtkontrolle bei jedem Saisonwechsel; Kassetten sind werkseitig verschweißt.
  • Emissionen: VOC-arme Holzöle und Kleber wählen; PCM-Kassetten sind geschlossen und geruchsfrei.
  • Ökologie: Bevorzugt Salzhydrate oder biobasierte PCMs; Holz aus FSC-Quellen; Bank ist demontierbar und reparierbar.

Pro / Contra

Aspekt Pro Contra
Komfort Weniger Kaltstrahlung, gleichmäßigere Temperatur Wirkt lokal, nicht für ganze Wohnung
Energie PV-Überschuss nutzbar, Heizspitzen kleiner Absolute Einsparung moderat (typ. 3–8 %)
Design Unsichtbare Integration, warme Materialien Luftschlitze bestimmen das Frontdesign
Wartung Kassettenwechsel in Minuten Staubfilter jährlich reinigen/tauschen
Kosten Geringe Betriebskosten (passiv) PCM-Kauf initial spürbar

Pflege und Betrieb

  • Filterpflege: Alle 6–12 Monate absaugen/ersetzen.
  • Saisonaler Check: Frühling/Herbst Kassetten visuell prüfen.
  • Regelstrategie: Im Winter mittags leichtes Vorladen, im Sommer Ladefunktion deaktivieren.

Varianten und Designideen

  • Bank mit Rückenlehne als Wärmerückstrahler (Lehne innen mit Alu-Kern).
  • Seitliche Bücherfächer mit akustisch wirksamer Lochfront.
  • Glas-Lichtband vorne für dezente Ladestatus-LED (optional, passiv bleibt passiv!).
  • Outdoor-Variante für Wintergarten mit spritzwassergeschützten PCM-Modulen.

Fazit: Kleine Speicher, großer Komfort

Eine PCM-Esstischbank ist ein unauffälliger Mikro-Wärmespeicher, der Komfort dort steigert, wo wir täglich sitzen – und gleichzeitig Heizspitzen reduziert. Wer bereits eine Wärmepumpe und PV besitzt, kann die Bank als passiven PV-Puffer nutzen. Beginnen Sie mit 12–20 kg PCM, testen Sie die Wirkung und skalieren Sie bei Bedarf.

CTA: Planen Sie jetzt Ihr Bankmaß, wählen Sie PCM mit 23 °C Schmelzpunkt und integrieren Sie eine einfache Mittagserhöhung um +0,5 K in Ihr Smart Home – Komfortgewinne sind meist schon nach der ersten Woche spürbar.